Evang.-ref. Kirchgemeinde Seebach

Quelle für die folgenden Beschreibungen ist die Broschüre der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Zürich-Seebach. Diese ist anlässlich der Jubiläen 150 Jahre evangelisch reformierte Kirchgemeinde Seebach und 350 Jahre Niklauskirche herausgegeben worden. Die informative Broschüre kann über das Sekretariat der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde bezogen werden.


1863 wurde die Filiale Seebach zu einer eigenen Pfarrei erhoben. Die Gemeinde konnte die Pfarrer selber wählen. Der Pfarrer wohnte nun nicht mehr in der Stadt, sondern im Dorf.
An der Seebacherstrasse wurde 1864 für rund 27‘000 Franken ein Pfarrhaus gebaut.

Die Kirche als verlängerter Arm der Obrigkeit
Im Zürcher Gebiet amteten die Pfarrer als Wächter von staatlichen Gesetzen und Vorschriften. Seebach erhielt also ab 1664 auch eine neue Bedeutung für die Zürcher Regierung. Gemäss Gerichtsbeschlüssen der Obervögte von Schwamendingen, welche für Seebach zuständig waren, war die Kirche immer involviert.

Die Pfarrer
Die ersten Jahrzehnte gab es in der Kirche Seebach häufige Pfarrwechsel. Die Pfarrer beklagten sich über das ungenügende Einkommen. Die Entlöhnung der ‚Filialisten‘ in Seebach war ein anhaltendes Problem. Bis zur Selbständigen Kirchgemeinde Seebach im Jahre 1863 war die durchschnittliche Amtszeit der Pfarrer weniger als sechs Jahre.

Nach der Eingemeindung 1934 stellte sich die Kirchgemeinde Seebach auf das Wachstum ein. Sie schuf 1936 eine zweite Pfarrstelle. Zum amtierenden Pfarrer Ernst Hurter wurde Pfarrer Paul Vogt gewählt. Dieses Pfarrteam schaffte in dieser politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeit Freiräume für ein christliches Engagement. Pfarrer Paul Vogt und sein Nachfolger Pfarrer Heinrich Hellstern wurden bekannte Exponenten der Flüchtlings- und Entwicklungshilfe.

1963 wurden die ersten wählbaren Pfarrerinnen im Grossmünster ordiniert. Darunter war Pfarrerin Elsy Weber. Sie hatte sich in der Flüchtlingshilfe von Pfarrer Paul Vogt engagiert. 1945 begann sie in Seebach als Gemeindehelferin und 1946 vertrat sie den beurlaubten Pfarrer Hellstern. Elsy Weber,, inzwischen als Pfarrhelferin aktiv, wurde 1964 als Seebacher Pfarrerin gewählt.

Heute (2014) sind in Seebach zwei ordentliche Pfarrstellen und eine 50-Prozent-Ergänzungspfarrstelle besetzt.

Zudem beschäftigt die Kirchgemeinde Seebach zwei Sozialdiakoninnen, eine Jugendarbeiterin, eine Verwaltungsangestellte, eine Organistin, zwei Hauswarte/Sigristen, drei Katechetinnen und die Leiterinnen von Spielgruppen, Kolibri, Fiire mit de Chliine etc.

Flüchtlingshilfe in Seebach
Die Pfarrer Paul Vogt und Pfarrer Heinrich Hellstern waren während des 2. Weltkrieges in der Flüchtlingshilfe aktiv. 1985 engagierten sich die Pfarrer Klaus Fürst und Peter Walss für chilenische Flüchtlinge in Seebach. In der Kirchgemeinde machte sich gegen dieses Engagement Widerstand breit. Auch heute noch spricht man in der Kirchgemeinde Seebach ungern über dieses politisch-christliche Engagement.

Pfarrer Fürst demissionierte und Pfarrer Walss wurde schliesslich durch die Stimmberechtigten abgewählt.

Der Stillstand
Der Stillstand hielt die Sitzungen einmal pro Monat nach dem Gottesdienst ab. Die Mitglieder gingen nach der Predigt nicht nach Hause, sondern «standen still», was den Namen erklärt. Der Stillstand deckte Vergehen aller Art auf und machte Befragungen. Schwere Fälle wurden dem Obervogt gemeldet. Sittliche Vergehen wurden an das Zürcher Ehegericht weiter geleitet.
Der Stillstand war zudem zuständig für das Kirchengebäude, den Friedhof, das Armenwesen und die Schule.

Wollen Sie Näheres zum Thema Stillstand und zu den Stillstandsprotokollen ab dem 17 Jahrhundert erfahren, dann klicken Sie den folgenden Link an:

http://www.staatsarchiv.zh.ch/internet/justiz_inneres/sta/de/ueber_uns/organisation/editionsprojekte/stillstand.html (Edition Stillstandsprotokolle)